Sprachausgabe
Die digitale Sprachausgabe von Dokumenten hat mittlerweile ein allgemein brauchbares Niveau erreicht. Bei technisch gut bearbeiteten Dokumenten und einer modernen digitalen Stimme kann das digitale Vorlesen umfangreicher Dokumente auch für Sehende eine Alternative sein - z.B. bei langen Autofahrten.
Für die Sprachausgabe von PDF- Dokumenten gibt es Alternativen:
1. Die Sprachausgabe durch die PDF- Anzeigesoftware, insbesondere Adobe Reader,
2. Sprachausgabe durch ein PlugIn zum Adobe Reader,
3. Sprachausgabe durch sogenannte Hilfstechnologien, geauer Screanreader, für Blinde und Sehbehinderte.
Blinde und Sehbehinderte brauchen auf jeden Fall eine solche Hilfstechnologie mit extremer Bildschirmvergrößerung und / oder Screenreader um eine PDF- Datei überhaupt zu erreichen.
Allerdings können noch nicht alle Screenreader PDF- Dokumente  lesen (am besten kann das aktuelle JAWS PDF erschließen). Manche Screenreader einschließlich älterer Versionen von JAWS machen nur die Programmoberfläche von Acrobat zugänglich. Andere können Dokumente immer nur von Seite 1 aus lesen und dann scrollen (Virgo).
Für die Sprachausgabe der PDF- Dateien für Sehbehinderte selbst gibt es daher zwei Möglichkeiten:
1. Der Screenreader ließt auch den Inhalt der PDF-Datei.
2. Nach dem Öffnen der PDF-Datei und Aussuchen der Stelle zum Lesen wird die Sprachausgabe durch Adobe Reader übernommen. Denn im Prinzip bietet Adobe Reader dafür gute Möglichkeiten.
1. Vorlesen ab Seitenanfang mit der Möglichkeit in der Seite zu unterbrechen und fortzusetzen. Dabei werden Ersatztexte z.B. für Abbildungen und Tabellen berücksichtigt.
2. Bei Adobe Acrobat und Adobe Reader 8 (Seite November 2006 im Markt) kann auch absatzweise gelesen werden, um diese Möglichkeit zu nutzen ist allerdings ein Rest Sehvermögen erforderlich. Ersatztexte werden in diesem Modus nicht vorgelesen.
3. Sprachausgabe von Quickinfos und Einträgen in Formularfeler. Dazu wird mit der Tab-Taste durch die Seite gegangen.
Allerdings gibt es ein gewichtiges Hindernis für die Sprachausgabe. denn auf deutschen Rechnern ist normalerweise nur die Amerikanische Stimme "Microsoft Sam" installiert ist. Unter Vista wird Microsoft Anna (US) angeboten. Mit diesen amerikanischen Stimmen ist bei Deutschen Texten kein verständliches Ergebnis zu erreichen. Englische Texte sind dagegen ganz gut verständlich (Sam) bzw. ausgezeichnet verständlich. Das können Sie mit dem hier bereitgestellten kurzen Text testen.
Ziemlich versteckt bietet Microsoft auch zwei deutsche Sprecher ("Stefan" und "Anna") zusammen mit dem Microsoft Reader" zum kostenlosen Download an (hier der Link für Microsoft Reader und zum Microsoft TextSpeechPackage ), Download-Umfang etwa 6 MB. Diese Sprecher liefern nach ein wenig Gewöhnung gut verständliches Vorlesen auch bei schwierigen Texten. Bis März 2007 wurde von Microsoft auf der Seite von "Microsoft Autoroute" noch die modernere Stimme "ScanSoft Steffi" angeboten. Offenbar führte der vermehrte Download dieser Stimme durch Sehbehinderten dazu, dass dieses Angebot herausgenommen wurde. 
Die Stimmen "Stefan und Anna" zum Microsoft Reader sind technisch veraltet. Die Stimme "Scansoft Steffi" klingt fast naturgetreu und die Stimme "Anna" in Vista ist nur bei genauem Hinhören von einer natürlichen Stimme zu unterscheiden. Entsprechendes gilt z.B. für die  Stimmen "Lara" und "Julia" die zur Software Voice-Reader (49 €) der Firma Linguatec gehören. Allerdings können diese letztgenannten Stimmen ebensowenig vom Adobe Reader genutzt werden wie die 22kHz Fassung von "Steffi", die mit dem die Software "Scansoft - Professional 4"  (69 €) ausgestattet ist. Die Stimmen "Lara" und "Julia" von Linguatec tauchen in der Auswahl von Acrobat als Stimme erst garnicht auf. Die 22 mHz- Version von "Scansoft Steffi" wird zwar angezeigt, verursacht aber einen sofortigen Absturz von Acrobat, sollte die Sprachausgabe aufgerufen werden.
" Scansoft - Professional 4" bietet neben einer Reihe interessanten Leistungen zur PDF- Bearbeitung auch das Taggen von Dokumenten, allerdings können die Tags nicht bearbeitet werden und mit Adobe Acrobat bearbeitete Tags werden nicht umgesetzt, d.h. Ersatztexte für Abbildungen, Tabellen usw. werden nicht ausgewertet. Dafür können PDF- Dokumente auch direkt in MP3- Dateien gewandelt werden. Diese Möglichkeit würden wir uns für Adobe Reader und Acrobat wünschen!
Die Software "Voicereader" von Linguatec bietet auch die Sprachausgabe von PDF an. Allerdings wird dazu die der sichtbare Text kopiert und dann ausgegeben, Dokumententags und Ersatztexte werden ignoriert. Das Ergebnis ist daher oft enttäuschend. Vorsichtshalber wird das Handbuch zu "VoiceReader" in einer PDF-Version ausgeliefert, die auch für Voice-Reader unzugänglich ist (Text Entnehmen nicht möglich).
Der in letzter Zeit zunehmend verbreitete Foxit-Reader 2.0 bietet keine Möglichkeit der Sprachausgabe.
Konsequenz: Soll die Sprachausgabe durch die PDF-Software ausgegeben werden, müssen wir uns auf das Vorlesen durch Adobe Reader konzentrieren.
Bei der aktuellsten Version Adobe Acrobat 8 bzw. Reader 8 sind wir dabei leider auf einige Probleme gestoßen:
  • Wer PDF-Formulare mit Sprachunterstützung durch Adobe Reader ausfüllen will, sollte derzeit Adobe Reader 7 verwenden, denn die Sprachausgabe von Reader 8 gibt die Einträge in Formularfelder häufig nicht korrekt aus bis die Datei geschlossen und erneut geöffnet wurde.
  • Unnötige Verwirrung stiftet bei Anleitungen die teilweise unterschiedlichen Tastaturbefehle für Sprachausgabe und Vergrößerung von Reader 7 und 8 die für  Reader 8 auch nicht mehr auf funktionale Lesezeichen gelegt werden können.
  • Insgesamt ist Acrobat und Reader 8 weniger stabil, insbesondere wenn bei mehreren offenen PDF- Dateien jede in einem eigenen Fenster geöffnet wird. Gelegentlich führt Acrobat nach dem Beenden des Programms zu einer 100% Prozesserauslastung und muss dann noch einmal über den Task- Manager beendet werden (Erfahrungen in XP).
Hier wird Adobe hoffentlich bald Nachbesserungen vornehmen.
 
Vorlesen durch Adobe Reader?
Vorlesen durch Screenreader oder Adobe Reader?
Die Frage ob das Vorlesen durch Adobe Reader oder den eigenenn Screenreader erfolgt, stellt sich natürlich nur für Sehebehinderte und Blinde.
Bei einigen Lösungen (z.B. Virgo). steht die digitale Stimme des Screenreaders auch in Adobe Reader zur Verfügung, erfordert also keinenneuen Sprecher.
Insgesamt ist die Frage, welche Hilfstechnologie wie mit PDF-Dateien umgehen kann sehr unübersichtlich. Die Hersteller dokumentieren das allenfalls rudimentär, es muss letztlich ausprobiert werden. Alle Hilfstechnologien sind aber in der Lage bis zum Öffnen der PDF-Datei zu führen und die meisten können auch die Lesezeichen von PDF-Dateien anzeigen (über Sprachausgabe, Vergrößerung oder auch die Brailezeile).
Wegen der Unterschiedlichkeit und Unübersichtlichkeit ist daher unmöglich auf die Bedürfnisse von einzelnen Hilfstechnologien einzugehen. Wir testen daher die Sprachausgabe, Vergrößerungsfähigkeit der Texte mit Adobe Reader bzw. Adobe Acrobat. 
Unterschiedliche Anforderungen
Unterschiedliche Anforderungen an die Sprachausgabe?
Gute verständliche Sprachausgabe ist  mehr als nur der natürliche Klang der Stimme! Fast ebensowichtig ist der Sprachbogen und die Pausen, die sich aus der Syntax ergeben. Ohnepunktundwortzwischenraum lässt sich nicht nur schlecht lesen sondern noch schlechter vorgelesen verstehen. Bei manchen Texten kommt dann die noch die Frage, wie Abkürzungen wiedergegeben werden.
Nach unserem Eindruck lässt sich die Sprachausgabe in zwei Bereiche trennen:
1. Sprachausgabe für "professioneller" Blinder, die im beruflichen Alltag und Privatleben die Sprachausgabe als Ersatz für den Bildschirm verwenden. Sie lassen die Sprachausgabe mit ca. 500 Worten pro Minute oder schneller laufen. (Dies entspricht der Geschwindigkeit raschen Lesens).  Wer diese Sprechgeschwindigkeit nicht gewohnt ist, versteht nichts! Die digitalen Sprecher müssen dabei für diese hohe Sprechgeschwindigkeit und nicht für natürlichen Klang optimiert sein. Auch Pausen nach Überschriften und bei Aufzählungen scheinen für diese gut trainierten Menschen nicht so wichtig, Ersatztexte für Bilder und Tabellen sind allerdings unverzichtbar.
2. Der Bedarf von älteren und alten Sehbehinderten, die erst im Alter sehbehindert wurden. Sie brauchen eine normale oder langsamere Sprechgeschwindigkeit, eine möglichst natürliche Stimme und insgesamt eine gute Aufbereitung des Sprachbogen bei Überschriften, Aufzählungen usw. Sie machen den größten Teil der Sehbehinderten aus. Die Zahl dieser Menschen wird zunehmen, da das Durchschnittsalter ebenso zunimmt wie Erblinden infolge fehlernährungsbedingter Diabetes. Ein zunehmend Zahl dieser Gruppe wird Erfahrungen mit dem PC haben.
3. Der Bedarf von normalsichtigen Menschen, die aus praktischen Gründen, z.B. im Auto einen Text hören wollen. Sie werden vielleicht bei einfacheren Texten die Sprachausgabegeschwindigkeit etwas steigern. Auf Sprechpausen an der richtigen Stelle sind sie dauerhaft angewiesen.
Insgesamt gehören der zweiten und dritten Gruppe deutlich mehr Menschen an. Da eine sorgfältigere Bearbeitung für die erste Gruppe kein Nachteil ist, sollte sie bevorzugt umgesetzt werden.